Freitag, 5. November 2010

[REZENSION] "Schwestern der Angst"

Ich bedanke mich recht herzlich bei Fr. Nicole Oberdanner vom Haymon Verlag für die Zusendung dieses Rezensionsexemplars.


Cover


Die Autorin
Lydia Mischkulnig, geboren 1963 in Klagenfurt, lebt und arbeitet in Kärnten, Japan und Wien. Mehrfach ausgezeichnet, u.a. Bertelsmann-Literaturpreis beim Ingeborg- Bachmann-Wettbewerb, Manuskriptepreis 2002, Elias-Canetti-Stipendium der Stadt Wien (2007), österreichischer Förderpreis für Literatur 2009. Bei Haymon erschienen: Hollywood im Winter. Roman (1996), Macht euch keine Sorgen. Neun Heimsuchungen (2009).

Produktinformation
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Gebundene Ausgabe: 248 Seiten
Verlag: Haymon Verlag; Auflage: 1., Aufl. (29. Juli 2010)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3852186420 / ISBN-13: 978-3852186429
Größe und/oder Gewicht: 21 x 13,4 x 2,4 cm

Leseprobe
Quelle: Haymon Verlag  *bitte probelesen*


Die Geschichte...
Die Halbschwestern Renate und Marie wachsen in schwierigen Familienverhältnissen auf und Renate versucht, für die jüngere Marie eine Ersatzmutter zu sein. Nach Jahren mit vielen Opfern für Marie verliebt sich die ältere Schwester in den Nervenarzt Paul, doch der will von ihr nichts wissen und nimmt stattdessen Marie zur Freundin. Daraufhin eskaliert die Situation und Renae versucht, sich in das Leben der Beiden zu drängen und Marie von Paul loszubekommen...

Meine Meinung:
"Schwestern der Angst" beginnt ziemlich drastisch, indem Renate in einer Zeitschrift ihre Halbschwester Marie und deren Verlobten Paul erblickt. Voller Emotionen beschreibt die Ich-Erzählerin in überzeugenden Worten, wie es zu der jetzigen Lage kommen konnte.

In Rückblenden erfahren wir mehr über das ungleiche Geschwisterpaar. Renate ist bei den eher lieblosen Großeltern ohne Mutter aufgewachsen, die Mutter stirbt bei Maries Geburt und Renate versucht, eine würdige Ersatzmutter zu sein. Auch vom Stiefvater werden die Bemühungen der älteren, aber auch dominanteren Schwester nicht gewürdigt und Marie ist von Anfang an der Liebling aller. Der entscheidende Wendepunkt kommt erst, als Paul sich für Marie entscheidet und Renate dies nicht ertragen kann.
Was genau passiert, verrate ich allerdings nicht, dazu müsst ihr schon das Buch lesen...

Ein Großteil der rasanten Geschichte besteht aus der Vergangenheit, doch erst so lernen wir, das ganze Ausmaß der Situation zu erfassen. Denn durch Eifersucht, Missgunst, Verlust der Mutter und Ausgeschlossenheit wird der Weg zur Gewaltbereitschaft geebnet.
**Achtung SPOILER** Zum Lesen bitte Text markieren
Und diese Hemmschwelle liegt äußerst niedrig, denn Renate quält und tötet Tiere und Menschen eiskalt und ohne zu überlegen. Die Gewaltszenen werden so teilnamslos geschildert, als ob eine andere Person diese Taten begangen hätte.

Obsession und Stalking sind die zentralen Themen dieses Psychothrillers, denn Renate scheint besessen von Marie & Paul und kann sich scheinbar nicht von ihnen lösen. Und bald weiß man nicht mehr, was Realität und was Einbildung ist...

Bald wird deutlich, dass Protagonistin Renate psychisch krank ist, wobei einem das ganze Ausmaß dieser Erkrankung allerdings erst nach und nach klar wird. Die restlichen Charaktere, außer den Stalkingopfern, sind eigentlich nur Beiwerk und werden nicht näher vorgestellt.

Dadurch, dass die Geschichte nur aus einer Sicht, nämlich aus der aggressiven Perspektive von Renate, erzählt wird, wirkt die Handlung etwas eindimensional. Ein Handlungsstrang mit Marie und Paul, hätte "Schwestern der Angst" sicher noch mehr belebt und man hätte gewußt, ob Renate´s Erzählung wahr oder doch nur aus ihrer Fantasie entsprungen sind...

Manchesmal war es etwas schwierig, der Ich-Erzählerin zu folgen und zwischen Wirklichkeit und Einbildung zu unterscheiden.  Doch gerade die unterschiedlichen Gefühlszustände der Hauptperson machen diesen Roman so richtig interessant und ich muss sagen, dass Lydia Mischkulnig sich sehr viel Mühe gegeben hat, dieses Familiendrama außergewöhnlich und packend zu gestalten.

Der Schreibstil spiegelt die Eindrücke und Empfindungen von Renate schonungslos wieder, so dass alles andere in den Hintergrund tritt, und macht diesen Roman zu einem besonderen Leseerlebnis.

FAZIT:
Für dieses bewegende & beindruckende Psychodrama vergebe ich sehr gute 4 (von 5) Punkte


2 Kommentare:

  1. Das klingt wirklich gut :)

    Sehr schöne Rezi, danke!

    Liebe Grüße

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  2. Moon, "Schwestern der Angst" ist auch ein tolles Buch. Wenn die Autorin noch einen Handlungsstrang aus der Sicht von Marie & Paul eingebaut hätte, dann wären es 5 Punkte geworden.

    Freut mich, dass die Rezi gefällt. :-)

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Büchersüchtige Grüße,
Sabine