Samstag, 7. Juli 2012

[REZENSION] "Blaue Augen"

Cover
Die Autorin
Joanne Harris arbeitete fünfzehn Jahre lang als Lehrerin, bevor ihr mit Chocolat der Durchbruch gelang. Sie ist heute eine der erfolgreichsten und einflussreichsten englischen Autorinnen. Weltweit hat sie mehr als 15 Millionen Bücher verkauft. www.joanneharris.co.uk

Produktinformation
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Gebundene Ausgabe: 496 Seiten
Verlag: List Hardcover (11. März 2011)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3471350535
ISBN-13: 978-3471350539
Originaltitel: Blueeyed Boy
Größe und/oder Gewicht: 22,2 x 14,8 x 4,2 cm

Leseprobe
Quelle: bic-media.com *klick*


Die Geschichte...
Der 42-jährige blauäugige B.B. lebt mit seiner bestimmenden Mutter zusammen, früher hatte der Krankenhausangestellte auch noch 2 Brüder, die auf mysteriöse Weise verstorben sind. Um der Grausamkeit seiner Mutter zu entfliehen, flüchtet er sich in die virtuelle Welt. Im Internet führt er unter dem Pseudonym Blauauge ein(en) Blog, wo er über sein Leben schreibt, wie aus B.B. ein Mörder werden konnte und warum sich die Todesfälle in Blauauges Umgebung häufen...

Meine Meinung:
Zum ersten Mal hat mich ein Buch so sprachlos gemacht - schon seit dem Beginn schwanke ich zwischen Faszination und Aversion. Wobei ich sagen muss, dass ich auf den ersten 100 Seiten ein paar Mal überlegt habe, abzubrechen... Gegliedert ist die ganze Geschichte in 5 Teile, als Schauplatz dient die englische Kleinstadt Malbry, in der Nähe von York. Die Handlungsdauer umfasst die Zeit von Montag, 28. Januar bis Freitag, 22. Februar.

B.B. wächst mit seinen Brüdern Nigel und Brendan unter der Aufsicht ihrer alleinerziehenden Mutter Gloria auf. Da ihre Mutter hart arbeitet, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, müssen die Brüder Kleidung in bestimmten Farben tragen, damit sie sich bei der Wäsche leichter tut. So ist Nigel nur Schwarz, Brendan in Braun und Benjamin in Blautönen gekleidet. Nach und nach enthüllt sich das ganze Ausmaß der Erziehung von Gloria Winter und vor allem B.B. hatte darunter zu leiden, da bei ihm eine besondere Gabe, die Synästhesie, diagnostiziert wird. Seine Fähigkeit, Wörter, Namen und Geräusche zu riechen bzw. zu schmecken, führt ihn zu Dr. Peacock, der ihn in seine Studie als Knabe X aufnimmt. Nach und nach erfahren wir mehr über B.B., seine Kindheit und Jugend, seine Träume, Ängste und Sehnsüchte...

Die Figur von Benjamin Winter alias Blauauge konzentriert sich weniger auf das Äußerliche, als auf seine Gefühle, die bei Blauauge schnell wechseln, wie man immer am Anfang der Blogeinträge lesen kann, wobei sich die Gefühlslage auch im Musikgeschmack widerspiegelt. Zu meinem Leidwesen sind im Plot sehr viele Nebencharaktere verpackt, die man sich alle unmöglich merken kann und die oftmals nur eine kleine Nebenrolle spielen, wie z.B. Mrs. Elektroblau, Mrs. Chemischblau oder Mrs. Katholischblau.

"Blaue Augen" ist ein ungewöhnliches Buch, mit dem ich zu Beginn wirklich Schwierigkeiten hatte. Es lässt sich nicht unterscheiden, welche Schilderungen Realität bzw. Fiktion sind, weiters hatte ich Probleme mit der Erzählform. Die Blogeinträge wechseln von der 1. Person in 3. Person sowie immer wieder von der Gegenwart in die Vergangenheit. Ungefähr ab der Hälfte werden zwischendurch Posts von einer Bloggerin namens Albertine eingeflochten, die sich ebenfalls mit erschütternden Geständnissen befassen und einen tiefen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der Erzähler zeigen.

Die Grundidee von Joanne Harris, die mir bisher nur durch "Chocolat" & Co bekannt war, gefällt mir sehr, auch wenn mir die Umsetzung nicht ganz zusagt und etliche langatmige Stellen beinhaltet. Dennoch präsentiert sich die komplexe Story trotz zahlreicher Handlungsstränge und wechselnder Erzählperspektiven ab der ersten Hälfte so spannend & einfallsreich, dass man den Roman unbedingt bis zum Ende lesen muss. Apropos Ende: Der Schluss hat mich etwas verwirrt und mit einigen offenen Fragen zurückgelassen, was mir persönlich bei einem abgeschlossenen Buch nicht gefällt. Der eigenwillige Schreibstil lässt sich als ausdrucksvoll und emotionsgeladen beschreiben.

FAZIT:
"Blaue Augen" lässt sich schwer beschreiben oder in eine Kategorie einordnen. Auch wenn die Geschichte ihre interessanten Seiten hat, ist dieser Roman nicht für mich gemacht. Das liegt zum Großteil an der Vielzahl der Nebencharaktere, den unzähligen Handlungssträngen in den Blogposts sowie an der Erzählperspektive. Deshalb vergebe ich bescheidene 3 (von 5) Punkte.



ZITAT Seite 79:
"Die Wahrheit ist ein kleines, bösartiges Tier, das sich mit Zähnen und Klauen ans Licht vorarbeitet. Es weiß, wenn es auf die Welt kommen will, muss etwas oder jemand dafür sterben."


2 Kommentare:

  1. Ich muss ja ehrlich sagen, ich finde das Cover allein schon so verstörend, da hätte ich doch eher Angst vor dem Lesen :D Obwohl ich die Idee sehr interessant finde! Aber wenn's dann letztendlich nicht vollständig überzeugen kann...
    Schöne Rezension!

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  2. Hallo Sabine,

    eine schöne Rezi hast du geschrieben. Ich habe vor einiger Zeit mal eine Leseprobe gelesen und wusste von da ab, das dieses Buch nichts für mich ist. Der Schreibstil hat mich einfach nicht angesprochen.

    Liebe Grüße

    Kerry

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Büchersüchtige Grüße,
Sabine